Stell dir eine riesige Messehalle in Las Vegas vor. Überall blinkende Screens, Flugzeugteile, Stimmengewirr, Musik aus den Nachbarständen. Mitten in diesem Chaos soll etwas entstehen, das genau das Gegenteil ist.
Ruhe, Fokus und einen Sound, der nicht schreit, sondern beeindruckt. Zehn extrem flache Omnify Lautsprecher liegen vor mir, gedacht für VVIP Kabinen in Privatjets. Die Frage ist ganz einfach und gleichzeitig ziemlich komplex. Wie inszeniere ich diese Lautsprecher so, dass man ihre Qualität wirklich erlebt und nicht nur darüber redet?
Das exklusive Angebot umfasst eine Auswahl an immersiven Erlebnissen, die speziell für die Show entwickelt wurden und Besucher in eine neue, multisensorische Welt eintauchen lassen.
Aus dieser Frage ist ein Projekt entstanden, das eher nach Boutique Kino als nach Messe wirkt. Ein geschlossener Raum, ein kuratierter Ablauf, ein multisensorisches Erlebnis.
Und mittendrin der Versuch, räumlichen Sound, technisches Know-how und eine sehr exklusive Zielgruppe zusammenzubringen. Zu den Highlights des Projekts zählen die beeindruckende Klanginszenierung, innovative Soundtechnologien und die besondere Atmosphäre, die das Erlebnis einzigartig machen.
Ausgangslage in einer lauten Messewelt
Lufthansa Technik wollte ihre neuen Omnify Speaker auf der NBAA in Las Vegas präsentieren. Die Zielgruppe waren Kundinnen und Kunden aus dem VVIP Bereich, die hochwertige Kabinensysteme für Privatjets planen. Der Anspruch war entsprechend hoch.
Gleichzeitig fand alles auf einer klassischen Luftfahrtmesse statt. Offene Hallen, enge Standflächen, viel Lärm. Ein freistehender Lautsprecher auf einem Podest wäre zwar einfach gewesen, aber niemand hätte in dieser Umgebung feinere Unterschiede in Klangqualität wahrgenommen.
Das Grundproblem lautete daher. Wie kann ich einen High End Lautsprecher zeigen, wenn die Umgebung alles tut, um ihn zu übertönen? Und wie schaffe ich dabei trotzdem eine exklusive Atmosphäre, ohne die Nachbarstände zu beschallen?
Sehr schnell war klar, dass ein normaler Messestand nicht ausreichen würde. Statt offener Präsentationsfläche brauchte es einen eigenen Raum. Einen Ort, der sich akustisch und atmosphärisch vom Rest der Halle absetzt.
Mein Ziel war ein spielbares, aber klar geführtes Erlebnis. Die Gäste sollten nicht einfach eine Sequenz durchlaufen, sondern bewusst wahrnehmen, wie sich Sound verändert, wie dreidimensionale Wiedergabe funktioniert und wie sich das System anfühlt, wenn man in einem Jet sitzt.
Gleichzeitig durfte das Ganze nicht wie ein klassisches Produktfeature Video wirken. Es sollte sich eher wie ein kurzer Besuch in einer eigenen Welt anfühlen. Mit Sound im Zentrum, aber unterstützt von Licht, Duft und haptischen Details.
Raumkonzept. Ein halbrunder HiFi-Hörraum
Die Lösung war ein abgeschlossener Showroom, der in den Messestand integriert wurde. Innen entstand ein etwa hundertachtzig Grad umfassender Raum mit umlaufender Projektion und zehn Omnify Lautsprechern, die in die Wände integriert waren.
Die Lautsprecher waren so verbaut, dass sie kaum sichtbar waren. Die Gäste sollten nicht auf Hardware starren, sondern in eine Szene eintauchen.
Die Technik war vollständig im Raum integriert, nicht ausgestellt. Moderne Technologie ermöglichte die nahtlose Integration der Lautsprecher und die Umsetzung des immersiven Raums. Die Tür dämpfte den Schall nach außen und schaffte gleichzeitig ein Gefühl von Intimität.
Der Raum selbst funktionierte wie eine kleine Bühne. Vorne eine breite Leinwand, drum herum Lautsprecher, abgedunkeltes Licht, gezielte Akzente.
Bewegte Bilder und visuelle Projektionen wurden genutzt, um gemeinsam mit dem Sound ein ganzheitliches Erlebnis zu schaffen. Schon beim Betreten sollte klar sein: Hier beginnt eine andere Art von Markenpräsentation.
Mir war wichtig, dass der Raum nicht nur über die Ohren funktioniert. Daher haben wir mehrere Sinne eingebunden.
Ein besonderer Fokus lag auf sensorischem Feedback: Haptische und andere multisensorische Reize verstärkten das immersive Erlebnis im Raum und sorgten für ein noch intensiveres Eintauchen in die Umgebung.
Das Licht war abgestimmt auf Inhalte und Stimmung. Warme Töne für ruhigere Sequenzen, kühlere Akzente für technischere Passagen. Dazu kam ein dezentes Duftkonzept, das den Raum von der Messehalle absetzte.
Nichts Aufdringliches, eher ein feiner Hinweis, dass man sich gerade in einer anderen Umgebung bewegt.
Snacks und Getränke wurden bewusst kuratiert und personalisiert angeboten. Nicht als großes Catering, sondern als kleine Geste, die zum VVIP Anspruch passte.
Der Raum wirkte dadurch weniger wie eine Messebox und mehr wie eine Lounge, in der zufällig modernste Audiotechnik demonstriert wird.
Für den Content habe ich drei Soundscapes produziert, dazu eine räumliche Sounddemo und Erklärinhalte. Die Soundscapes sind als künstlerische Werke konzipiert, die das kreative Potenzial immersiver Audioproduktion demonstrieren.
Die Soundscapes dienten als Einstimmung. Das Setup war episch, mit weit öffnenden Klangräumen und langsamer Entwicklung. Ein anderes war ruhiger, mit Fokus auf Details und Texturen.
Ein drittes orientierte sich stärker an Natur und Bewegung, um das räumliche Potenzial der Lautsprecher zu zeigen. Durch diese Soundscapes werden verschiedene Realitäten erschaffen, in die die Zuhörer eintauchen und unterschiedliche virtuelle oder künstlerische Welten erleben können.
Wichtig war, dass diese Atmosphären nicht nur schön klingen, sondern im Raum klar lokalisierbare Elemente bieten. Geräusche, die hörbar von vorne nach hinten wandern. Stimmen, die bewusst seitlich auftauchen. Bewegungen, die sich deutlich im Halbkreis nachvollziehen lassen.
Dazu gab es Erklärvideos, die die technischen Vorteile des Systems aufgriffen, ohne in reines Marketing abzurutschen. Diese Videos waren eng mit dem Sound verknüpft. Wenn im Bild ein Feature gezeigt wurde, hörte man gleichzeitig, wie es klingt.
Die zentrale Sounddemo nutzte alle zehn Lautsprecher und reizte die räumliche Verteilung maximal aus. Hier ging es darum, den Gästen zu zeigen, was möglich ist, wenn man im Jet mehr als nur klassische Stereo Positionen zur Verfügung hat.
Die gesamte Installation wurde über eine Touch Oberfläche gesteuert. Das machte die Abläufe für das Standpersonal einfach und zuverlässig. Verschiedene Szenarien ließen sich direkt anwählen. Begrüßung, Soundscape Auswahl, technische Präsentation, Deep Dive.
Ein wichtiger Teil war die personalisierte Begrüßung. Gäste wurden namentlich willkommen geheißen, was sofort eine private, exklusive Atmosphäre schuf. In einer Messehalle mit tausenden Besucherinnen und Besuchern wirkt so etwas erstaunlich stark.
Die Inhalte konnten je nach Interesse angepasst werden. Es bestand die Möglichkeit, die Erlebnisse individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste zuzuschneiden, sodass jeder Besucher ein einzigartiges, immersives Kunsterlebnis erhielt.
Manche Gäste wollten vor allem die Soundqualität erleben. Andere interessierten sich stärker für Integration in Kabinensysteme oder digitale Serviceplattformen. Durch modulare Inhalte und klare Struktur war beides möglich.
Ablauf und Produkte aus Sicht der Gäste
Für die Besucherinnen und Besucher begann die Experience bereits vor der Tür. Sie wurden eingeladen, einen Moment aus dem Messetrubel auszusteigen und in einen geschlossenen Showroom zu kommen.
Das immersive Erlebnis ist dabei sowohl für Familien als auch für Freunde geeignet und bietet spannende Möglichkeiten, gemeinsam in die Welt des 3D-Audios einzutauchen.
Drinnen startete der Besuch mit einem kurzen Willkommensfilm und einer persönlichen Ansprache. Der Raum war ruhig, die Außenwelt leiser, die Stimme klar im Raum positioniert.
Die Gäste hatten Zeit, sich an die Umgebung zu gewöhnen, bevor die Lautsprecher ihr volles Potenzial zeigten. Während der Experience meisterten die Gäste gemeinsam verschiedene Herausforderungen, die das immersive Audioerlebnis noch intensiver und interaktiver machten.
Darauf folgte eine dreidimensionale Audio Demo, die gezielt mit Bewegungen im Raum arbeitete.
Klänge wanderten über den Halbkreis, entfernten sich, kamen wieder näher. So ließ sich sehr direkt nachvollziehen, warum eine Mehrkanal Lösung in einem Jet mehr leisten kann als klassische Stereo Installationen.
Anschließend konnten unterschiedliche Produktaspekte vertieft werden. Je nach Gesprächssituation wurden andere Inhalte gewählt.
Mal lag der Fokus mehr auf Klang, mal mehr auf Systemintegration oder Bedienung im Kabinenkontext. Das Setup blieb das gleiche, die Schwerpunkte verschoben sich.
Für mich als Sounddesigner war dieses Projekt vor allem eines: Die Chance, räumlichen Klang nicht als Effekt, sondern als zentrales Gestaltungsmittel eines Markenerlebnisses zu nutzen.
Jeder Sound im Raum hatte eine Funktion. Atmosphären schufen Raumtiefe und Kontext. Das Sounddesign ließ das Leben und die Atmosphäre im Raum spürbar werden und machte die immersive Erfahrung für die Besucher greifbar.
Bewegte Elemente demonstrierten Lokalisation und Präzision. Sprachinhalte hielten die dramaturgische Klammer zusammen.
Gleichzeitig musste ich ständig an die Umgebung denken. Der Raum durfte nach außen nicht zu laut werden, innen aber nicht zu leise wirken. Der Sweet Spot zwischen beeindruckender Lautstärke und angenehmem Hören war ein entscheidender Faktor.
Auch die Mischung aus Technik und Emotion war spannend. Es ging nicht darum, ein Messdiagramm akustisch zu übersetzen. Es ging darum, einen Eindruck davon zu geben, wie es sich anfühlt, in einem Jet zu sitzen, der klanglich durchdacht ist.
Der Showroom war während der gesamten Messe durchgehend gebucht. Termine wurden eng getaktet, trotzdem blieb die Experience pro Personengruppe ruhig und fokussiert.
Die Rückmeldungen waren geprägt von einem Satz: “So habe ich das hier nicht erwartet.”
Für Lufthansa Technik war das Projekt mehr als eine Produktdemo. Es hat gezeigt, wie sich technische Innovation in eine räumliche Erfahrung übersetzen lässt, die sowohl rational als auch emotional funktioniert.
Sound, Licht, Duft, Snacks und Bedienkonzept griffen ineinander und erzeugten ein konsistentes Bild.
Für mich persönlich war das wichtigste Learning, dass gerade in lauten Kontexten geschlossene, gut kuratierte Räume enorme Wirkung entfalten. Und dass räumlicher Sound dann besonders überzeugend wirkt, wenn er nicht um seiner selbst willen inszeniert wird, sondern eine klare dramaturgische Aufgabe erfüllt.
Zukünftige Entwicklungen im Bereich immersiver Shows werden durch Fortschritte in AR und Spatial Computing noch immersivere und individuellere Erlebnisse ermöglichen.
Am Ende stand ein Showroom, der technische Lösungen für VVIP Kabinen erlebbar machte, ohne sie platt auszustellen. Statt eines einzelnen Lautsprechers auf einem Sockel entstand eine kleine, in sich geschlossene Welt, in der Klang die Hauptrolle spielt.
Immersive Shows und Ausstellungen transformieren die Art und Weise, wie technische Innovationen und Geschichten erlebbar werden. Sie bieten neue Möglichkeiten für Interaktion, Personalisierung und emotionale Bindung und setzen damit neue Maßstäbe für die Präsentation in unterschiedlichsten Branchen.
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